Zwei Tage
lang kämpften Frauen- und Männerteams auf dem Liebenwalder Sportplatz
am Mühlensee um Punkte und Tore.
Von Stefan Blumberg / Märkische Allgemeine Zeitung
Genau neun Jahre ist es her, als es das letzte Mal einen Oberhavel-
Doppelsieg gab. Im Jahre 2003 hatten der Oranienburger HC (Frauen)
und die TSG Liebenwalde (Männer) triumphiert. Die beiden Sieger der
diesjährigen Ausgabe kommen erneut von beiden Vereinen - diesmal nur
umgekehrt: Die TSG-Frauen und die OHC-Männer (II. Mannschaft) lagen
vorn.
"Das sind die aufregendsten zehn Minuten des Jahres", sagte TSG-Frauen-Trainer
Dirk Stegemann mitten in der zweiten Halbzeit des Endspiels gegen
Rot-Weiß Neuenhagen und tanzte dabei um die Trainerbank herum. Als
beim Stand von 8:5 nur noch 90 Sekunden zu spielen waren, küsste er
die Auswechselspielerinnen auf die Wange, bedankte sich bei ihnen
und beglückwünschte sie; zum zweiten Turniersieg (der erste gelang
bei der Debütveranstaltung 1991). "Wir sind das einzige Team, das
von Freitagabend bis Sonntagnachmittag durchgemacht hat und trotzdem
ins Finale gekommen ist", hatte TSG Spielerin Mareyke Obst noch vorm
Finale gesagt. Dann setzte ihr Team noch eins drauf und siegte 9:5.
Im Siebenmeterwerfen unterlegen waren die Caipirinhas, ein Mixed aus
OHC-Spielerinnen und Spielerinnen aus Berliner Vereinen, im Spiel
um Platz 3 .
Ähnlich überraschend ging der Turniersieg bei den Männern an den Oranienburger
HC II. Im Halbfinale hatte die Mannschaft Glück. Gegen den vermeintlichen
Turnierfavoriten HCMeeting - ein Sammelsurium aus Ex-Zweit- und Drittligaspielern
- gewann sie nach einem 10:12-Rückstand in der allerletzten Sekunde
mit 13:12. Boris Goldstein traf mit dem Abpfiff. "Wir haben am Sonntag
nur noch acht Spieler gehabt, davon drei Torwarte", sagte Trainer
Thomas Stahlberg. Benjamin Kroll und Lukas Rose besetzten die Außenpositionen
und trafen im Finale gegen die "TSG füll auf" mit 9:7 mehrfach. Beim
Finalgegner wirkten unter anderem die Ex-Liebenwalder Mike Schröder
(jetzt HC Neuruppin), Simon Klawe (jetzt München), Martin Trützschler
und Marko Sitz (SV Eichstädt) mit. "Wir haben ja in der Besetzung
noch nie zusammengespielt. Am Anfang haperte es, es funktionierte
dann aber immer besser. Wir wollten unbedingt im Halbfinale gegen
Liebenwalde gewinnen. Das ist uns gelungen. Im Finale war der OHC
einfach besser", sagte Mike Schröder.
Die gastgebenden Liebenwalder rundeten das hervorragende Oberhavel-Ergebnis
ab, indem sie auch den Einzug ins Halbfinale schafften. Dort verloren
sie aber genau wie im Spiel um Platz 3 (13:18 gegen HC Meeting). "Wir
hätten nicht gedacht, dass wir ein so gutes Turnier spielen. Aber
wenn man so weit kommt, möchte man natürlich auch ins Finale. Das
hat nicht geklappt", sagte TSG-Spielertrainer Mark Fledrich.
Mit Daniel Albrecht (TSG Liebenwalde/23 Tore) und Sylvia Fischer (TSG
Liebenwalde/ Torhüterin) stellte der Gastgeber sogar noch zwei Gewinner
von Extrawertungen. |
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Sylvia
Fischer war die beste Torhüterin der
Liebenwalder Handballtage. Sie vernagelte am Wochenende den
Kasten der TSG Liebenwalde.Mit der 40-Jährigen, die mittlerweile
in Velten wohnt, sprach Stefan Blumberg. |
MAZ: War mit einem Sieg der TSG Liebenwalde bei der 21. Auflage
zu rechnen?
Sylvia Fischer: Nein. Vor allem deshalb nicht, weil wir in der Besetzung
ja erst seit einem Jahr zusammenspielen. Deshalb kann man nicht unbedingt
davon ausgehen, dass es alles glatt läuft.
Wann haben Sie gemerkt, es könnte etwas werden mit dem Gesamtsieg?
Fischer: ImHalbfinale. Da haben wir uns gesagt: Jetzt wollen wir es
packen. Und das war ja nicht so einfach, da wir hier alle irgendwie
in die Organisation des Turniers mit eingebunden sind; abends bei
der Disko beim Getränkeverkaufen oder beim Aufräumen. Ich war sowohl
in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend als auch von Sonnabend zum
Sonntag nachts lange hier und habe wie viele andere auch nur wenig
geschlafen.
War im Finale davon auszugehen, dass Liebenwalde gewinnt?
Fischer: Ja. Wir kennen die Mannschaft aus der Verbandsliga. Sie ist
zu bezwingen - und wir haben sie bezwungen.
Wie lange spielen Sie mittlerweile Handball?
Fischer: Seit 33 Jahren. 30 Jahre davon als Feldspielerin und seit
drei Jahren im Tor, weil ich verletzungsbedingt nicht mehr so belastbar
bin. |
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Stimmen zum
Turnier
Niclas Schauer, Neuzugang beim Oranienburger HC II: Ich trainiere
jetzt seit drei Wochen mit beim OHC. Das passt alles ganz gut. Wir
hatten in Liebenwalde eine etwas chaotische Aufstellung (drei Torhüter,
ein Rückraumspieler, Anm. d. R.), es hat aber Spaß gemacht. Es war
nicht mit einem Sieg zu rechnen.
Marie Heinz, Caipirinhas: Schade, dass es am Sonnabend geregnet
hat, dadurch gab es viele Zufallsaktionen. In der ersten Halbzeit
des Halbfinalspiels waren wir nicht ganz bei der Sache, kamen zwar
noch bis auf ein Tor heran - aber dann lief nicht mehr viel zusammen.
Anna-Lena Schmitt, Altenerding: Durch Kati Gottschalk, die
in München wohnt, sind wir hierher gekommen, einige per Auto, einige
per Bahn und zwei mit dem Flugzeug. Der Aufwand ist hoch, aber wir
haben ihn nicht bereut.
Steffi Otterburg, SV Eichstädt: Es war ein sehr feuchtes Turnier,
aber den Spaß haben wir nicht verloren - auch wenn wir Verletzte zu
beklagen hatten. Am Ende sind wir Siebter geworden mit unserer zusammengewürfelten
Mannschaft und nicht Letzter.
René Weigel, TSG Liebenwalde II: Ich habe nur mitgespielt,
weil die Mannschaft keinen Torwart hatte. Ich bin Fußballer. Sie haben
am Sonntag so lange an die Tür gekloppt, bis ich aus dem Bett gefallen
bin. Im ersten Spiel bekam ich zwei Bälle ins Gesicht, gespielt habe
ich in Straßenschuhen (Übrigens ist dem Liebenwalder am Sonntag mit
einem ganz langen Ball ein Tor gelungen.). sb |
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